Alles Smart Working, oder was?

2016-08-04
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Der Begriff «Smart Working» ist in aller Munde. Okay, dass ist etwas übertrieben. Kaum jemand ausserhalb meiner Blase spricht davon. Doch viele arbeiten inzwischen in so genannten «Multispaces». Mitarbeitende meines Arbeitgebers arbeiten seit einiger Zeit so. Die Kollegen der Post beinahe gleich lange und seit kürzerem auch Kollegen der Mobiliar.

Smart Working hat sogar schon seine eigene Initiative die den ehemaligen «Home Office Day» ablöste. Smart Working wird die Zukunft sein, daran sehe ich keinen Zweifel. Doch es ist bisher keine selbsterfüllende Prophezeiung und führt zu viel Kritik und Unmut in den Projekten, welche neue physische Arbeitswelten einführen wollen. Grössere Veränderungen bedingen eine mehrjährige Übergangszeit. Doch kann man die Zeit verkürzen?

In der «User Experience» gilt die Weisheit: Eine Erfahrung mit einem System kann man nicht gestalten. Nur ein Verhalten eines Systems. 
 An meinem eigenen Beispiel machte ich diese schockierende Erfahrung. Ich erwischte mich eines Tages, wie ich seit Wochen morgens auf den selben Zug ging und immer am selben Pult sass. Weshalb war das so? Wie könnte das System Multispace noch konsequenter gestaltet werden um die gewünschte «smarte» Erfahrung bei den Anwendern auszulösen? Die heutige, gerechtfertigte Kritik offener Bürokonzepte: Man wird dauernd gestört, man kann sich kaum konzentrieren, man findet keine Sitzungszimmer, zu wenig Rückzugsorte, etc. Doch was kann man besser machen?

Ein gewisser Zwang könnte nicht schaden. 
 Neue Arbeitsformen müssen notwendig werden
 Platzknappheit werden die Zyniker jetzt sagen. Genau. Aber ergänzt mit ganz neuen Möglichkeiten. Und zwar in rauen Mengen.

Statt der Vermischung pro Stock (verschiedene Zonen auf der selben Etage), würde ich die Stockwerke zweckgebunden machen. Das bricht auch gleich die heutige organisatorische Raumzuteilung auf 1. Leute sollen entsprechend ihrem Tagesplan den Arbeitsplatz aussuchen, oder während des Tages wechseln.

Erdgeschoss:

Hier richtet man einen so genannten «Co-Working» Bereich ein. Sehr vermischte Möbel, grosse Tische, eher dicht bestuhlt mit Rückzugsecken. Hier wird zusammen gearbeitet. Hier sitzt man hin, wenn man zwischen Meetings eine oder zwei Stunden seine Mailbox aufräumen will. In diesem Bereich soll auch die Durchmischung stattfinden. Sei es intern, oder sogar mit Mitarbeitenden anderer Firmen.

Erster Stock:

Zusammenarbeit ist der Mittelpunkt dieses Bereichs. Grosse Tische, viel Workshopmaterial. Weisse Wände die beschrieben werden können.

Zweiter Stock:

Im Meetingbereich hat es nur Sitzungsmöglichkeiten. Offene aber auch geschlossene Sitzungszimmer mit verschiedenen Grössen.

Dritter Stock:

Wozu man sonst in offenen Büroräumlichkeiten kaum kommt, und damit eines der grossen Probleme: Konzentration. Im Dritten Stock herrscht Stille. Vielleicht ist sogar der Boden speziell geräuschdämpfend. Hier zieht man sich zurück wenn man mal drei Stunden etwas lesen oder erstellen muss. Oder einen ganzen Tag. Hier wird man nicht gestört, weil der ganze Stock einem Kloster gleicht ;)

Weitere Stockwerke

Weitere Stockwerke füllt man mit den klassischen Arbeitsplätzen. Man will ja die Volksrevolution vermeiden.

Mit den konsequenter auf «Smart Working» ausgerichteten Stockwerken sollte man das gewünschte Verhalten aber erreichen können. Man würde einen grossen Teil der Mitarbeitenden abholen die sich eine solche Arbeitsform vorstellen könnten, aber heute halt nicht auf die Idee kommen. Die Vermischung von Mitarbeitenden verschiedener Teams würde auch die Netzwerkeffekte nutzbar machen.

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